Der Fall Mumia Abu-Jamal

Am 9. Dezember 1981 hält der Polizeibeamte Daniel Faulkner um 4 Uhr morgens auf der Straße den Wagen von Mumia Abu-Jamals Bruder Billy an. Wenig später erscheint Mumia selbst am Vorfallort und wird Zeuge, wie der besagte Polizist mit einer Stabtaschenlampe auf seinen Bruder einschlägt. Als weitere Polizisten an dem Tatort eintreffen finden sie Mumia in seiner eigenen Blutlache zusammengesackt. Dicht daneben liegt der durch einen Schuss schwer verletzte Beamte Faulkner. Beide werden in das nahegelegene Krankenhaus gebracht. Während Mumia die Notoperation überlebt, stirbt der Polizeibeamte.

Binnen nur 6 Monaten peitscht man ein Verfahren - ohne Aufschub bis zur Aburteilung - durch, in dem Mumia des Mordes an dem Polizisten Daniel Faulkner angeklagt und zum Tode verurteilt wird.

- Richter in diesem Prozess ist Albert Sabo, der vor seiner Richtertätigkeit Hilfssheriff in Philadelphia war, und mehr Menschen zum Tode verurteilt hatte, als jeder andere Richter in den Vereinigten Staaten. Selbst amnesty international kennt kaum einen mordlüsternderen Vertreter Justicias.

- Joseph McGill der, wie sich später heraus stellen wird, in schon einem Fall einen Unschuldigen zu 12 Jahren Haft brachte, übernimmt die Anklagevertretung.

- Das Gericht verhindert, dass sich Mumia angemessen verteidigen kann.

- Man hält in seiner Abwesenheit nicht - öffentliche Verhandlungen ab.

- Während den entscheidenden Phasen des Verfahrens wird er vom Gericht ausgeschlossen, kann sich somit nicht selbst verteidigen oder seinen Pflichtverteidiger unterstützen.

- Entlastende Beweismittel erhalten keinen Eingang in das Verfahren, werden unterdrückt. Wissentlich wird falsches Beweißmaterial eingebracht.

- Man schüchtert Zeugen ein, vertuscht so die wahren Umstände der Schießerei. Einer Wahlgegenüberstellung, um sicherzugehen, dass die Zeugen auch wirklich Mumia als Schützen identifizieren, wird nicht stattgegeben

- Die Elektion der Geschworenen geschieht nicht nach dem Zufallsprinzip. Teilweise berieten sich letztere schon vor dem Verfahren.

- Die ehemalige Mitgliedschaft Mumias bei der "Black Panther party" wird von der Staatsanwaltschaft dazu benutzt, die Geschworenen zu beeinflussen, die Todesstrafe auszusprechen.

- Auf das Urteil folgende Wiederaufnahmeverfahren erbringen trotz immer erdrückender werdender Beweislage nie die Revidierung des Beschlossenen.

- Das Geständnis Arnold R. Berverlys, Daniel Faulkner erschossen zu haben, wird nicht berücksichtigt.

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Diese Liste ließe sich nahezu endlos fortführen. Sie steht exemplarisch für die Art und Weise, in der das Verfahren - in allen Belangen gegen rechtsstaatliche Grundlagen verstoßend - geführt wurde. Auch wenn man im Dezember 2001 seitens des Gerichts die schwerst wiegenden Verfahrensfehler anerkannte und die Todesstrafe gegen Mumia aussetzte, befindet er sich trotzdem noch immer - seiner Freiheit seit Jahrzehnten beraubt - in einer Gefängniszelle in den USA. Ein Viertel seines Lebens hat er unschuldig unter menschenverachtenden Bedingungen in Todestrakten der Strafvollzugsanstalten verbracht. Eine Zeitspanne, die die meisten von uns nur schwerlich überblicken und fassen können. Mumias Geist jedoch konnten die Gefängnismauern nicht isolieren, seine Gedanken hatten ihre Freiheit nie verloren, und werden auch über ihn hinaus, jenseits von Mauern und Grenzen weiterleben, für das LEBEN.

"Wir brauchen dringend eine Religion des Lebens, die die Welt nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Nützlichkeitsprinzips sieht. Eine Religion, die alles Leben als wertvoll in sich selber verehrt. Die die Erde als eine Erweiterung des Ichs begreift...[...] nicht nur als eine bloße Zwischenstation auf dem Weg in die nächste Welt und deshalb verpestet, verdorben oder ignoriert werden kann."

Für das Leben - gegen staatlich legitimierten Mord!

Für die Freiheit!

Freiheit für Mumia Abu-Jamal!

 

(Eine ausführliche Schilderung des Falles und juristische Hintergrundinformationen bei: Weinglass, Leonard: Freiheit für Mumia. Hintergründe eines Fehlurteils und juristische Fakten gegen einen drohenden Justizmord, erschienen im Atlantik Verlag)
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